Als sich der Nebel im Hafen von Antwerpen lichtete, wurden die Dimensionen dieser einmaligen Investition von INEOS in einen neuen Cracker ersichtlich. Seit Jahren wird über Project ONE gesprochen. Nun wird es rasch Realität. An Bord des Schiffes von COSCO Shipping befanden sich zwei riesige Öfen, die die benötigte Wärme liefern werden, um Ethan in Ethylen umzuwandeln – einer der wichtigsten Bausteine der chemischen Industrie und ein unverzichtbarer Rohstoff, der in zahlreichen Bereichen zum Einsatz kommt, von Verpackungen und Autoteilen über Windkraftanlagen bis hin zu Wasserleitungen
Für die Besatzung der Zhi Yuan Kou war es eine lange Reise über das Meer gewesen, die um die Südspitze Afrikas herumgeführt hatte, um möglichen Angriffen der Huthis im Roten Meer auszuweichen. 12.500 Seemeilen. 55 Tage.
John McNally, CEO von Project ONE, sah das Schiff ankommen, doch aufgrund des Nebels würde es noch ein oder zwei Tage dauern, bis es sicher am Kai anlegen konnte.
Er bezeichnete es als einen der größten und spektakulärsten industriellen Schiffstransporte, die jemals im Hafen von Antwerpen stattgefunden haben.
Die 60 Meter hohen Öfen – genauso hoch wie das Museum aan de Stroom in Antwerpen und Teil eines größeren Moduls mit einem Gewicht von rund 6.000 Tonnen – wurden mit Stahl verstärkt und mit dem Schiff verschweißt, um zu verhindern, dass sie während der Überfahrt von Thailand nach Belgien ins Meer stürzen.
„Der Transport der Öfen über das Meer wurde als einer der schwierigsten Momente in der Lebensdauer der Öfen angesehen“, erklärt McNally.
Nach dem Anlegen verbrachte das Schiff weitere neun Tage im Hafen, damit das flämische Unternehmen Sarens das 150 Millionen Euro teure Modul mit Öfen und Rohrgestellen entladen konnte.
Von dort wurden sie mit selbstfahrenden Fahrzeugen zur Baustelle in Lillo transportiert, wo sie wie Legosteine zusammengesetzt wurden.
„Aufgrund der enormen Abmessungen der Anlageneinheiten war das ein gewaltiges Unterfangen“, führt er weiter aus.
Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens von Antwerpen-Brügge, bezeichnete die milliardenschwere Investition von INEOS als „wegweisend“ und erklärte, dass sie die Rolle Antwerpens als strategischer, internationaler Umschlagplatz stärken werde.
„Die Ankunft der Öfen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer zukunftsorientierten, nachhaltigen Industrie“, sagt er.
Die Öfen für den vier Milliarden Euro teuren Cracker von INEOS wurden vom Maschinenbauunternehmen Technip Energies in Thailand hergestellt.
„Weltweit gab es nur eine begrenzte Anzahl von Bauwerften, die für diesen Zweck angemessen ausgestattet und für Hochseeschiffe zugänglich waren“, berichtet McNally
Auf der Baustelle in Belgien war zudem während der Vorbereitungsarbeiten nicht genügend Platz vorhanden, um die Materialien zu lagern und die kolossalen Module zu bauen.
In diesem Jahr werden voraussichtlich bis zu 2.500 Personen auf der Baustelle tätig sein, um sicherzustellen, dass der Kracker Anfang 2027 in Betrieb genommen werden kann. Die Öfen sind mit Brennern und Verbrennungsluftvorwärmern ausgestattet, um die Stickstoffdioxidemissionen zu reduzieren und die Energieeffizienz zu verbessern.
Sie wurden außerdem so konzipiert, dass sie anstelle von Erdgas vollständig mit kohlenstoffarmem Wasserstoff betrieben werden können, sobald dieser verfügbar ist.
Nach der Inbetriebnahme werden 450 Beschäftige für den Betrieb der Anlage benötigt, die den niedrigsten CO2 - Ausstoß aller europäischen Kracker aufweisen wird.
60 Meter
DER GRÖSSTE OFEN IST 60 METER HOCH
6.000 Tonnen
DAS GESAMTE MODUL WOG INSGESAMT 6.000 TONNEN
Hafen von Antwerpen
NEUN TAGE DAUERTE ES, DEN OFEN ZU ENTLADEN UND ZUM LILLO-STANDORT ZU BRINGEN
Verschweißt
DIE ÖFEN WURDEN AM SCHIFF VERSCHWEISST, UM ZU VERHINDERN, DASS SIE INS MEER FALLEN